Kurzer Bericht unserer Gruppe von drei „vollen“ Tagen in
einer besonderen Stadt:
Da
wir einen Tag vor dem Treffen, am Mittwoch 16.03., ankamen, hatten
wir noch ein bisschen Zeit die Stadt zu Fuß, per Sightseeing-Rundfahrt
und mit einem „black-cab“ Taxi zu erkunden. Der „black-cab taxi
driver“ führte uns vor allem nach West-Belfast zu den „murals“
(Wandgemälde) und zur „peace-wall“ (errichtet zur Trennung
von Katholiken und Protestanten). Er brachte uns auf sehr humorvolle
Art und in einem ganz speziellen Dialekt, dafür aber äußerst
geduldig, die Geschichte des „conflicts“ näher.
Am
Donnerstag 17.03. begann das Arbeitstreffen der Organisatorinnen,
an dem Uschi und Hilde stellvertretend teilnahmen.
Solveig und ich besuchten in dieser Zeit das Ulster Museum. Dort
war die Ausstellung CONFLICT – THE IRISH AT WAR zu sehen. Zugleich
arbeiteten dort Jugendliche (Protestanten und Katholiken) in Zusammenarbeit
mit einem Sozialarbeiter an einem „mural“. Nachdem sie sich gemeinsam
mit dem Thema auseinandergesetzt hatten, gestalteten sie auf ihre
Weise ein neues Wandgemälde, in Anlehnung an ein bestehendes,
sehr bedrohliches Werk. Dies ist ein kleines Beispiel für Projekte,
die darauf abzielen die Trennung aus den Köpfen zu bringen
und die konfliktreiche Geschichte aufzuarbeiten. Der Anfang muss
gemacht werden bei den Kindern und Jugendlichen (laut Taxifahrer
und Sozialarbeiter), die in dieser Welt aufgewachsen sind, für
die es eine „Normalität“ immer noch nicht gibt.
Am
Freitag 18.03. wurde das Arbeitstreffen der Organisatorinnen fortgesetzt.
Dieses Treffen gestaltete sich für Hilde und Uschi aus verschiedenen
Gründen zu einer gehörigen Herausforderung. Mangels Zeit
und auf Grund der großen Anzahl offener Fragen wurden Themen,
Vorschläge und Entscheidungen im Eiltempo durchgezogen. Meinungsverschiedenheiten
und unterschiedlichste Interessen der einzelnen Länder mussten
diskutiert und auf einen, für alle zufrieden stellenden, gemeinsamen
Nenner gebracht werden. Und das alles natürlich auf Englisch…!!!
Letztendlich wurden die wichtigen Punkte geklärt und alle waren
um eine Erfahrung reicher, wie viel Toleranz, Flexibilität
und Wertschätzung im interkulturellen Austausch nötig
sind.
Erst
am Freitagnachmittag und den ganzen Samstag 19.03. kamen alle Teilnehmerinnen
(auch aus Belfast) zusammen, um gemeinsam das Thema „AWAKENINGS“
übers Schreiben und Filzen umzusetzen.
„AWAKENINGS“ – „Was hat das European Women Projekt in uns geweckt?“
Nach einem Brainstorming erklärte uns Anna, warum sie und Jill
mit der „story-quilt“-Methode arbeiten. Übers Hören, Sehen,
Sprechen und Tun wird ganzheitliches Lernen möglich. Es macht
Spaß und alle haben hinterher ein gemeinsames Ergebnis, über
das gesprochen werden kann.
Anschließend wurden wir von den Belfasterinnen in die Filz-Technik
eingeführt. Ein großer Filzteppich, der später als
gemeinsamer Hintergrund dient, wurde erstellt.
Am nächsten Tag arbeiteten wir in zwei Gruppen: Kreatives Schreiben
und Filzen. Die eigentliche Methode verknüpft Text mit Bild,
konnte jedoch aus Zeitmangel nur von Wenigen umgesetzt werden. Der
Filz-Teppich wird nach Barcelona mitgenommen. Dort sollen die einzelnen
Bilder aufgebracht und evtl. durch Neuhinzukommende ergänzt
werden.
„Es
ist immer wieder erstaunlich, wie schnell es uns Frauen gelingt,
zu solch herzlichen Begegnungen zu kommen. Oftmals ergeben sich
in kleinen Gesprächen (in Pausen, beim Essen oder beim gemeinsamen
Arbeiten) eine Verbundenheit und gegenseitige Offenheit, die man/frau
sich bei beim Zusammenleben mit Menschen nur wünschen kann.
In diesen Begegnungen die Unterschiedlichkeiten zu sehen und diese
wertzuschätzen, und darüber hinaus ebenso viele Gemeinsamkeiten
der Frauen zu erkennen, ist der wertvollste Schatz, den ich aus
diesem Projekt mitnehmen durfte.“
Ute
Brischar, Ulm
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